Picasso, Monet und Van Gogh – diese Namen liegen, wie geflügelte Wörter, als erste Assoziationen in der Luft, sobald das Stichwort „Kunst“ genannt wird. Jedes Jahr bewundern ca. 10 Millionen Besucher/-innen das schmale Lächeln der Mona Lisa im Pariser Louvre, während der Kunstmarkt immer weiter an Volumen gewinnt: das im Jahr 2020 in Kunst angelegte Vermögen lässt sich weltweit auf 1.481 Milliarden US-Dollar schätzen. Prognosen zufolge ist bis 2025 mit einem Zuwachs auf 1.882 Milliarden US-Dollar zu rechnen*.
Auf dem Parkett des Kunstmarktes tummeln sich viele verschiede Interessensgruppen: von Künstler/-innen, Galerist/-innen, Berater/-innen, Interessierte, Beobachtende, Liebhaber/-innen bis hin zu Multimilliardäre/-innen - inzwischen aber auch zunehmend Investor/-innen mit „kleineren“ Budgets.
Einzigartiger Mehrwert dank der Kombination aus emotionaler Leidenschaft und rationaler Rendite
Wie vielfältig Kunst als Anlageklasse ist, wird bereits mit den verschiedenen Dimensionen des Wertes ersichtlich: beispielsweise emotionale, kulturelle, intellektuelle, materielle und eben auch finanzielle Aspekte können eine Rolle spielen. Das Bewerten von Kunst ist daher sehr komplex.
Infolgedessen wird oft zwischen der emotionalen (z.B. Erhöhung der persönlichen Lebensqualität) und der finanziellen Rendite (Differenz zwischen Kauf- und Verkaufspreis) unterschieden. Diese Differenzierung ist eng verknüpft mit der Frage „Warum kaufe ich Kunst? – aus emotionalen Gründen, als reines Investment oder als eine Kombination davon? Um welche Art der Rendite geht es mir, um mein Ziel zu erreichen?“. Die Antwort auf diese Frage entscheidet auch darüber, inwiefern das Werk gefallen muss.
Aus finanzieller Sicht kann laut der FAZ im Kunstbereich mit einer durchschnittlichen Realrendite (d.h. nach Inflationsabzug) von knapp 2% gerechnet werden. Im Vergleich: bei Aktien liegen wir bei ca. 5,2%.** Diese Zahlen führen auf den ersten Blick nicht unbedingt zu Freudensprüngen, doch es sei gesagt, dass es sich hierbei um Durchschnittswerte handelt. Und Durchschnittsrenditen sind insbesondere im Kunstbereich äußerst schwierig repräsentativ zu berechnen, da es sich bei Werken teilweise um Unikate handelt und sie auch sehr stark zwischen den Künstler/-innen und auch den Stilrichtungen variieren. So ist in anderen Quellen von deutlich höheren Renditen im Kunstbereich die Rede. In der Literatur wird zudem häufig die Beobachtung angeführt, dass Kunst und konventionelle Anlagen wie Aktien und Anleihen nahezu gar nicht korreliert sind und es sich aus diesem Grund um eine Möglichkeit zur Beimischung und Diversifikation handelt.
Auch auf steuerlicher Ebene kann Kunst einen Mehrwert gegenüber anderen Anlagen aufweisen: so unterliegen Käufe nicht der Mehrwertsteuer, sollten die Werke in einem Zollfreilager verwahrt werden. Zudem sind Gewinne bei Weiterverkauf nach einem Jahr Haltedauer im Rahmen eines Privatverkaufes steuerfrei und unterliegen zum Beispiel nicht wie Aktien der Abgeltungsteuer i.H.v. 25%. Besonders interessant ist Kunst zudem für besonders vermögende Privatpersonen mit Hinblick auf die Nachfolgeplanung: gemäß der Kulturgüterbefreiung kann Kunst – unter gewissen Auflagen – bis zu 100% steuerfrei weitergegeben werden.
Kunst als Anlageklasse bietet demnach einen exzeptionellen Dreiklang aus Gründen, die für eine Investition sprechen können:
Kunst als Passion & Leidenschaft (emotionale Rendite)
Kunst als Investitionsobjekt (finanzielle Rendite)
Kunst als Tool für die Steuergestaltung
Man muss die Besonderheiten und Risiken kennen
Wie soeben beschrieben strahlt Kunst als Investment eine besondere Anziehungskraft und Attraktivität aus: abgesehen von der Projektionsfläche für Prestige, Status und kultureller Aufgeschlossenheit, bietet Kunst auch Raum für die Ausspielung finanzieller Vorteile.
Jedoch ist Kunst, je mehr es als Investitionsobjekt gesehen wird, gleichzeitig sehr beratungsintensiv. Neben den Fragen, in welche Kunstwerke investiert werden sollte und warum, ist die Anlage von Besonderheiten und Hürden gekennzeichnet:
1. Instandhaltungskosten: ein Kunstwerk richtig zu aufzubewahren benötigt in der Regel mehr als den obligatorischen Nagel an der Wand. Je nach Kunstwerk muss zum Beispiel auf die richtige Temperatur und Luftfeuchtigkeit geachtet werden. Auch Versicherungsbeiträge müssen einkalkuliert werden
2. Keine laufenden Erträge: wie z.B. bei Rohstoffen und Edelmetallen wird mit Kunst nur in den seltensten Fällen (z.B. bei bezahlten Leihgaben) ein laufender Ertrag erzielt
3. Langer Anlagehorizont erforderlich: Studien zeigen, dass eine Haltedauer von mind. 10 Jahren eingehalten werden sollte
4. Für Einsteiger/-innen erscheint der Markt intransparent und unübersichtlich: glücklicherweise nehmen die asymmetrischen Informationen dank der Digitalisierung immer weiter ab: in Sekundenschnelle können Informationen zu Künstler/-innen und Techniken nachgelesen werden. Außerdem vereinfacht es die Dokumentation, Nachvollziehbarkeit und dadurch auch Vergleichbarkeit von Preisen. Dennoch gilt weiterhin: eine kompetente Beratung ist essenziell, sobald Kunst mehr soll als „nur gefallen“
5. Liquidität & Handelbarkeit: Anders als bei Wertpapieren, kann der Verkauf von Kunstwerken mehrere Wochen und Monate dauern – dieser „Trägheit“ muss man sich bewusst sein. Die positive Nachricht ist: Art Mortgage (die Beleihung von Kunst) wird zunehmend populär und kann interessante Entwicklungen in der Zukunft ermöglichen
Es gilt also die verschiedenen Aspekte einer Anlage in Kunst individuell gemäß der eigenen Zielsetzung abzuwägen. Es sei an dieser Stelle daher nochmals anzumerken, dass bei Kunstinvestments natürlich - wie am Aktienmarkt – ein deutliches Multiplizieren des Kapitals möglich ist, allerdings auch ein Totalverlust; je nach Aufwand zur Lagerung auch etwas darüber hinaus. Sammlungen, die über Jahre beziehungsweise Jahrzehnte mit Leidenschaft aufgebaut wurden, können trotz allem auch mit ernüchternden Renditen verkauft werden – rein monetär versteht sich, denn je nach Aufbewahrung ist die emotionale Rendite während der Haltedauer nicht zu unterschätzen.
Fazit: Kunst als Anlage bleibt beratungsintensiv
Noch mehr als in anderen Märkten gilt: Kunst ist nicht gleich Kunst. Sprechen wir von den Alten Meistern oder jungen, aufstrebenden Künstlern? Von Ölgemälden oder Fotografie? Von Einzelwerken oder Editionen? Wie lagert man die Werke und wo kann man diese überhaupt zu welchen Konditionen erwerben? Hierfür braucht es erfahrene Partner an der Seite, die den Markt kennen und über das entsprechende Netzwerk verfügen. Diese erstellen Ihnen dann für ein ungefähr vorgegebenes Budget ein diversifiziertes Kunstportfolio, um durch die Streuung die Risiken zu adressieren.
Das heißt, um in Kunst zu investieren ist es – wie immer – wichtig die richtige Strategie zu erarbeiten. Diese sollte mit den übergeordneten Handlungs- und Anlagestrategien abgestimmt sein, welche auch z.B. die Rentenplanung, Liquiditätsplanung und allgemeine Vermögensstruktur berücksichtigen. Dabei gilt es stets die Intention und Zielsetzung zu hinterfragen und die verschiedenen Merkmale und Kennzahlen der im Investmentuniversum verfügbaren Anlagen individuell zu vergleichen.
*7. Deloitte Art & Finance Report (2021)
**Wie Sie mit Picasso & Co. ein Vermögen aufbauen (2020; Dr. Franzsika Ida Neumann)
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Rechtliche Hinweise
Kapitalanlagen beinhalten Risiken. Der angelegte Kapitalwert sowie die daraus erzielte Kapitalrendite unterliegen Schwankungen. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit stellt keine Garantie für zukünftige Entwicklungen dar. Es gibt keine Garantie dafür, dass Strategien erfolgreich sind.
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