top of page

Was bedeutet die hohe Inflationsrate für die Ruhestandsplanung der Generation 50+?

Natürlich gingen die Entwicklungen an der Inflationsfront auch an uns Beratern nicht vorbei. In den letzten Wochen habe ich die in der Finanzplanung unterstellte Inflationsrate als Reaktion darauf ebenfalls erhöht und bei der Besprechung mit Mandanten einige überraschte Blicke geerntet: welch’ große Auswirkung die ohnehin oft vergessene Inflationsrate auf die Finanzplanung ja haben kann!


Die Generationenfrage: wie lang ist mein verbleibender Planungs- und Anlagezeitraum?

In vielen Fällen können insbesondere jüngere Mandanten angesichts des noch langen Planungs- und Anlagehorizontes beruhigt werden. Hier ist die aktuelle Inflationslage als Ausreißer zu werten und wird auf Dauer im Durchschnitt weniger ins Gewicht fallen. Aber was ist mit Mandanten der Generation 50+? Was ist, wenn der wohlverdiente Ruhestand bereits näher rückt? Wie sollte ihr vorhandenes Vermögen strukturiert sein und reicht es überhaupt aus, um den Lebensstandard zu halten oder besteht eine Lebensstandardlücke – und wenn ja, in welcher Höhe?

Nun kommen zu einer Inflation auf Rekordhöhe auch Themen wie Kursrückgänge bei nahezu allen großen Anlageklassen (Aktien, Anleihen oder Immobilienvermögen) im Jahr 2022 hinzu und scheinen den gewünschten und möglicherweise bereits ausfinanzierten Ruhestand ins Wanken zu bringen.

Will man im Alter finanziell unabhängig von anderen bleiben und den Lebensstandard halten, ist eine strukturierte Planung unabdingbar.


Schauen wir uns hierfür das Praxisbeispiel der Eheleute Muster einmal genauer an:

Martina und Dr. Max Muster sind beide Baujahr 1965, also aktuell 57 Jahre alt. Während Frau Muster sich vor ein paar Jahren um die Kinder Martin und Johannes zu Hause gekümmert und nach deren Einschulung eine Teilzeitstelle angenommen hat, ist Herr Muster zum stellvertretenden Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens aufgestiegen. Beide planen in zehn Jahren – also mit 67 Jahren – in Rente zu gehen. Wie aus der nachfolgenden Vermögensbilanz erkenntlich wird, wohnt das Ehepaar in einer selbstgenutzten Immobilie Nahe Darmstadt. Durch ein Erbe ist Frau Muster vor einigen Jahren Eigentümerin einer Eigentumswohnung geworden, welche sie seitdem vermieten. Neben Kontoguthaben besitzt Herr Muster ein diversifiziertes Depot und physische Edelmetalle.



Um uns den Einfluss der Inflation gemeinsam vor Augen zu führen, lassen Sie uns am besten verschiedene Szenarien betrachten:


1. Inflation in Höhe der historischen Inflationsrate: 2 % p.a.


Das Inflationsziel der EZB beträgt zwei Prozent. Und dieses Ziel wurde im Rückblick auf die letzten Jahre auch erfreulicherweise erreicht. Nimmt man die zwei Prozent also auch als Inflationsrate für die Zukunft an, ergibt sich folgende Ruhestandsplanung:


Und bereits in diesem Beispiel wird die Wirkung der Inflation sichtbar: aus dem heutigen gewünschten Nettoeinkommen in Höhe von 3.000 EUR werden bei einer Inflation von zwei Prozent innerhalb von zehn Jahren Ausgaben in Höhe von ca. 3.657 EUR für den identischen Lebensstandard. Verrechnet man diese mit den Einnahmen und Abzügen für Steuer- und Sozialabgaben ergibt sich eine monatliche Rentenlücke, welche aus dem liquiden Vermögen gefüllt werden muss, in Höhe von ca. 1.085 EUR. Das Vermögen zu Ruhestandsbeginn beträgt ca. 470.000 EUR und reicht dem Ehepaar bis zu ihrem ca. 93. Lebensjahr.


2. Eine Inflation in Rekordhöhe von 8,6 % p.a. hat große Auswirkungen

Gehen wir jedoch davon aus, dass die Inflation in den kommenden Jahren nicht sinken, sondern sich konstant bei ca. 8,6 % p.a. einpendeln wird, wird das ganze Ausmaß der Problematik offenkundig: im Jahr 2033 würden 6.846 EUR pro Monat benötigt, um den Lebensstandard zu halten – das benötigte Kapital hätte sich innerhalb von wenigen Jahren also mehr als verdoppelt.



Wie in dem Liniendiagramm unten rechts zu erkennen ist, ist das liquide Vermögen zu Ruhestandsbeginn bereits zum 74. Lebensjahr der Eheleute aufgrund der gestiegenen Kosten vollständig aufgebraucht. Das heißt in anderen Worten, dass die gestiegene Inflation den zeitlichen Horizont um rund 20 Jahre verkürzt; umgerechnet um ca. 2/3 der Ruhestandphase.


3. Die neue Realität: durchschnittliche Inflationsrate von 4 % p.a. für die nächsten 30 Jahre

Aufgrund verschiedener Ursachen und Zusammenhänge gehen Experten jedoch nicht davon aus, dass die Inflation auf dem 8,6 %-Niveau langfristig fortbestehen wird. Jedoch muss auch außergewöhnlichen Ergebnissen – sogenannten Outliern – Tribut gezollt werden, da sie den Durchschnitt signifikant beeinflussen und das auch umso stärker, je kürzer der verbleibende Planungshorizont ist. Aus diesem Grund ist es für Personen der Generation 50+ ratsam mit einer erhöhten Inflationsrate zu rechnen. In unserem folgenden Beispiel wird für Ehepaar Muster eine Inflationsrate in Höhe von vier Prozent angesetzt.



In diesem Szenario steigen die Ausgaben inflationsbedingt auf monatlich ca. 4.441 EUR. Das liquide Vermögen reicht dann bis zum Erreichen des 81. Lebensjahres – im Anschluss kann nur noch aus den Renten- und Mieteinnahmen gelebt werden.


„Was heißt das konkret für mich?!“


Niemand hat eine Glaskugel und kann die Zukunft vorhersehen. Den Ruhestand rein auf der eigenen Meinung oder der Meinung von Experten und deren Einschätzung zu Wirtschafts- oder Kapitalmarktentwicklungen aufzubauen war bereits in der Vergangenheit ein schlechter Ratgeber. Oder hat tatsächlich jemand im Jahr 2020 die Coronakrise und im Jahr 2022 die beschriebenen Problemfelder exakt prognostizieren können und dann auch die richtigen Handlungen daraus abgeleitet?

Die Herausforderungen der eigenen Finanzplanung werden immer komplexer und es erscheint daher unerlässlich, sich mit den eigenen Lebenszielen und der damit verbundenen Planung der Finanzen zu beschäftigen. Um die eigene Situation zu verstehen und richtige Handlungsschritte abzuleiten, sollten im ersten Schritt alle Daten korrekt zusammengetragen werden und anschließend, wie im Beispiel dargestellt, verschiedene Szenarien durchdacht werden. Zudem sollte angesichts der Vermögensstruktur überlegt werden, wie die Inflation auf die verschiedenen Vermögenswerte wirkt.

Um einen ersten Eindruck zu bekommen und sich einen Überblick zu verschaffen, können Sie gerne das folgende kostenfreie Werkzeug nutzen: https://ypos.xps-privatfinanz.de/StartRpc.aspx

Auf dieser Basis sind Sie in der Lage Ihre Überlegungen zu konkretisieren und eine Strategie herzuleiten. Bedenken Sie bitte dabei auch „verwandte“ Fragestellungen, beispielsweise hinsichtlich Ihrer Vermögensstruktur und Liquiditätsplanung, zu berücksichtigen und Ihre Planung in regelmäßigen Abständen an die eigene Lebensplanung und die exogenen Faktoren (Zinsen, Kapitalmarktpreise, …) anzupassen.

Kommentare


bottom of page